Kahlschlag, aber mit Stihl

(Der tropische Regenwald)



Gliederung:




1) Der tropische Regenwald

a) Entstehung und Ausbreitung

Vor rund 60 Millionen Jahren entstanden die Urregenwälder, die den heutigen Primärregenwäldern ungefähr gleichen. Daneben gibt es auch noch die Sekundärwälder, die entstehen, wenn man den Primärwald vernichtet und danach neuer Wald nachwächst. Dieser nachgewachsene Wald wird nach ca. 20- 25 Jahren zu Sekundärwald. Zu den tropischen Wäldern zählen alle Waldtypen, die in einem Gürtel rund um den Äquator zwischen dem nördlichen und südlichen Wendekreis (23°28' nördlicher und südlicher Breite) vorkommen. Typisch für die Regenwälder ist die hohe biologische Produktivität. Auf jedem Hektar findet man bis zu 1.000 Tonnen Biomasse.

b) Verschiedene Formen des Regenwaldes (Folie 1)

Der tropische Regenwald wird noch in einige untergeordnete Typen aufgeteilt:

2) Der Reichtum des Regenwaldes

Von einem geschlagenen Urwaldriesen machen nur etwa 10% das Produkt aus, während 50% im Wald verrotten. Die 40% die noch übrig bleiben, verschwinden auf dem Transport oder bei der Verarbeitung. Vieles von diesem Wert geht auch durch Brandrodung verloren, welchen man durch Fällen der Bäume wenigstens noch nutzen kann. Am besten wäre die Nutzung durch das Sammeln der ca. 12 verschiedenen Sorten von Früchten, die man vermarkten kann (Forschungsergebnisse von 1989). Man kann den Regenwald auch für medizinische Zwecke, Arzneien nutzen. Es gibt viele Nüsse, Pflanzen, aus denen man Öl gewinnen kann. Aus dem Gummibaum könnte man Gummi gewinnen und aus anderen Baumarten Baumaterial. Dies alles wird zwar schon gemacht, aber nicht im ausreichenden beziehungsweise unzureichenden Maße gemacht. Mit einem Hektar Regenwald könnte man in 50 Jahren aus der Viehzucht 5.062 DM, aus der Forstwirtschaft 5.445 DM und aus Waldprodukten 10.824 DM gewinnen. Dort leben viele Urvölker in Form von Jägern und Sammlern. Es gibt dort mindestens 50%, wahrscheinlich aber bis zu 90% aller Tier- und Pflanzenarten, davon allein einige Millionen Insektenarten, das sind 80% aller Insektenarten der Welt und ca. 50.000 Arten höherer Pflanzen.
Alle Ökosysteme Europas bringen es gerade auf 3.000 Arten. In den Baumkronen des Peruanischen Regenwaldes haben Wissenschaftler kürzlich 41.000 verschiedene Insektenarten auf einem Hektar entdeckt, in Malaysia stehen auf einem Hektar Regenwald mehr Baumarten als in ganz Europa. Aber jeden Tag sterben 50 Tier- und Pflanzenarten aus, weil die Lebensräume zerstört werden.


3) Vorraussetzungen für den natürlichen Fortbestand des Regenwaldes

Der wichtigste natürliche Faktor zum Erhalt der Tropenwälder ist der Niederschlag, der einerseits Wasser, andererseits aber auch Nährstoffe bringt. Regenwälder brauchen zu ihrem Erhalt mindestens 2.000 mm Niederschlag pro Jahr. Bei den Küstenfernen Regenwäldern Amazoniens kommt lediglich ein Viertel des Wassers über die Passatwind vom Meer. Drei Viertel des Niederschlags liefert der Regenwald durch Verdunstung selbst. Wird der Wald durch großflächige Rodung zersplittert, kann die für das Überleben des gesamten Regenwaldes notwendige jährliche Niederschlagsmenge von 2.000 mm nicht mehr erreicht werden und das gesamte System bricht zusammen. Lediglich küstennahe Feuchtwälder, die ihren Niederschlag fast ausschließlich vom Meer bekommen, können auch klein fähig Überleben.
Im 2. Bericht der Enquetekommission "Schutz der Erdatmosphäre" des Deutschen Bundestages steht: << (...) Ein charakteristisches Merkmal des Holzeinschlages im Tropenwald ist, daß auf lange Sicht pro Hektar sowohl in der Menge als auch im Wert mehr genutzt wird, als zuwächst. Forstwirtschaftlich gesehen entwertet dies die Tropenwaldflächen (...)>>

4) Zerstörung des Regenwaldes

a) Entwaldung (Folie 2)

Zu Beginn der Kolonialzeit bedeckten die Tropischen Regenwälder 12% der Erdoberfläche, 1982 errechnete die FAO nur 7%, heute sind es wahrscheinlich gerade noch 5%. Die Länder mit den größten Regenwaldanteilen sind: Brasilien (30%), Indonesien und Zaire (jeweils ca. 10 %).
Nach den Daten der FAO von 1982 werden jedes Jahr 75.000 km2 geschlossene Wälder und 38.000 km2 offene Waldformationen in den Tropen zerstört. Die Zahlen sind zwar überholt aber der Trend sagt, daß es ein schlimmes Ende anbahnt. Dies sollte uns ein Wahnsignal sein:

Diese Tabelle zeigt die jährliche Auswirkung der einzelnen Faktoren:

Entwaldung durch:

km2/Jahr

Wanderfeldbau 100.000-200.000
Holznutzung 20.000-90.000
(davon Holzexport) 17.000-20.000
Beweidung ca. 20.000
Gesamt 140.000-310.000

b) Nutzung des Holzbestandes (Folie 3)

Für fast alle Tropenhölzer gilt, daß nur ein kleiner Teil des geschlagenen Holzes zur industriellen Nutzung verwendet (13,5%) , ein wesentlich größerer Teil (86,5%) wird als Feuerholz verwendet. Von dem Industrieholz gelangten zum Beispiel 1986 nur 3,9% auf den Weltmarkt. Der Punkt Brennholz spielt eigentlich nur in den trockenen Tropen eine Rolle, dort werden offene Baumbestände und Tropenwald zerstört. Der Tropenholzhandel konzentriert sich dagegen hauptsächlich auf die wenigen Länder mit tropischen Feuchtwald. So lieferte Malaysia 1986 49% des gesamten Holzes auf dem internationalen Markt. Zusammen mit Indonesien, Papua Neu Guinea und den Philippinen lieferten die vier Länder 86% des im ganzen Jahr gehandelten Tropenholzes. 1979 wurden mit dem Rückgang des Holzertrags der Rundholzexporte in Ghana 14 Holzarten verboten, 1989 erweiterten sie das Verbot auf 18 Arten erweitert.

Diese Tabelle zeigt die größten Tropenholzexporteure der Welt von 1986 (in 1000 m3) nach FAO 1988:

Land

Rundholz

Schnittholz

Sperrholz

Furniere

Malaysia 19.159 2.991 452 375
Indonesien - 2.160 4.618 91
Papua Neu Guinea 1400 15 1 -
Philippinen 352 495 256 50
Singapur - 741 575 38
Solomon Inseln 349 3 - -
Côte d'Ivoir 1.020 475 19 77
Kamerun 704 103 10 27
Liberia 358 6 - 2
Gabun 883 3 46 8
Kongo 287 23 - 46
Brasilien 9 375 218 50

Ein großes Problem ist auch die Brandrodung. In Westafrika werden jedes Jahr 7.000 km2 durch Brandrodung vernichtet, über 90% dieser Flächen waren vorher holzwirtschaftlich erschlossen.

Die jährlich geschlagene Menge des Regenwaldes stieg von 11.4 Millionen Hektar (1980) auf 15,5 Millionen Hekt (1990). Der Kahlschlag erfolgt meist mit Motorsägen der deutschen Firma Stihl. Ursachen der Zerstörung sind jedoch nicht in erster Linie Profitgier und Igmoranz, sondern die Bevölkerungsexplosion in den Entwicklungsländern, die dort herrschende Armut und der dadurch entstehende zusätzliche Bedarf an Acker- und Weideland. Die Weltbevölkerung hat sich in den vergangenen 40 Jahren verdoppelt - man befürchtet eine erneute verdopplung bis zum Jahre 2050). Der Anstieg betrifft in erster Linie die Entwicklungsländer, in denen 1990 bereits 77% der Weltbevölkerung lebten. Während in den Industrieländern Abholzungen durch Wiederaufforstungen weitedsgehend ausgeglichen wurden, sind in den Entwicklungs- und Schwellenländern in den 80er Jahren nur etwa 26 Millionen Hektar Wald aufgeforstet.

c) Kennzeichen der Tropenhölzer

Die Tropenhölzer kann man im Laden sehr gut an folgenden Gesichtspunkten erkennen:

Literatur:

  1. ...auf Tropenholz verzichten!, Robin Wood (Hrsg), W. Geffken, Druck- und Verlags GmgH, Bremen, 1992
  2. Brennpunkt Tropenholzhandel, Umweltstiftung WWF- Deutschland (Hrsg), WWF Frankfurt/ Main, September 1989
  3. Der Tropische Regenwald, Josef H. Reichholf, DTV, München Mai 1990
  4. Der unersetzbare Dschungel, Josef H. Reichholf, BLV Verlagsgesellschaft mbH, München 1991
  5. Die sterbenden Wälder, Christof Bosch, Verlag C.H. Beck, München 1983
  6. Fundamentem, Hans- Ulrich Bender und andere, Ernst Klett Verlag, Stuttgart 1989
  7. Vom Wesen der Tropen, Wilhelm Lauer, Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz 1972