Das Wort Sekte leitet sich vom lateinischen "secta" (Richtung, Richtlinie) ab und hat die gleiche Bedeutung wie das aus dem
griechichen stammende Wort "Häresie": Richtung. Die häufige Ableitung des Wortes Sekte aus dem lateinischen "secare"
(=abschneiden, trennen) ist unrichtig, hat aber den Wortsinn mit geprägt. Schon in frühchristlicher Zeit wird Sektentum von
der Kirche mit Verirrung und Abfall gleichgesetzt, obwohl das Wort ursprünglich nicht abwertend, sondern neutral gemeint ist.
Auch galten die Christen den Juden und den Heiden als jüdische Sekte. Dies wurde verbunden mit einer negativen Wertung.
In der Religionswissenschaft verwendet man den Begriff "Sekte" bis heute neutral: Eine Sekte steht als Minderheit mit
abweichender Lehre einer Religion gegenüber , von der sie sich abgetrennt hat. Kaum eine Sekte sieht sich selbst als Sekte
an. Nach ihrem Selbstverständnis soll das Eigentliche der Mutterreligion aus dem Verfall wieder gewonnen oder zur Vollendung
gebracht werden. Den Sekten geht es wie jeder anderen Religion um das Heil der Menschen, um die Wahrheit und um rechten Sinn
des Lebens. Häufig will der Gründer einer Sekte nicht Trennung von der Religion, sondern deren Reform. Erst das
Unverständnis der Gläubigen oder der Widerstand der Institution (z.B. der Kirche) macht ihn zum Sektierer.
Die meisten Menschen verwenden den Begriff Sekte jedoch auch für die folgenden Gruppen:
Als christliche Sekte bezeichnen wir eine religiöse Gruppe, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der christlichen Religion hat.
Sie ist oft eine Abspaltung der Kirche, welche die Bibel entweder anders auslegt oder sich nur auf einen bestimmten
Abschnitt bzw. Teil der Bibel vertieft.
Wichtige christliche Sekten sind:
Christliche Sekten unterscheiden sich von Kirchen, weil sie gegen das Apostolisches Glaubensbekenntnis, das Nizänum und das Athanasianum. Dies sind sie, da sie die Behauptung aufstellen, daß sie ein besseres oder vollständigeres Wissen über die Person, den Weg oder die Botschaft von Jesu von Nazareth besitzen. Weiterhin lehnen sie meistens jegliche Zusammenarbeit mit den Kirchen ab.
Sekten werben längst nicht mehr durch Hefte und durch Hausbesuche, sondern sie schicken Briefe und sprechen Leute auf offener Straße an. Jugendliche werden auf Partys und in Sportvereinen zu Veranstaltungen und Sprachkursen eingeladen. Auch werden Familienabende und Bibelkurse angeboten und abgehalten. Kurz um sie tauchen dort auf wo mögliche Mitglieder sein könnten.
Die erste Begegnung mit einer fragwürdigen weltanschaulichen Gruppe geschieht heute auf vielfältige Weise. Der Kontakt kann durch persönliche Mission an der Haustür, im Studentenwohnheim, am Arbeitsplatz oder in einer der vielen Therapiegruppen, aber auch durch Anzeigen und Werbekampagnen entstehen. Dabei wird oft die Organisation, die dahintersteht, verschwiegen. Ziel ist es, eine persönliche Beziehung aufzubauen. Dabei wird auch bewußt das "Fluidum" zwischen Mann und Frau als Werbemittel eingesetzt.
Kommt der Angesprochene mit ins Zentrum, zu einem Vortrag oder zur Meditation, wird er je nach Einschätzung seiner
Persönlichkeit mit Freundlichkeit und Zuwendung überschüttet.
Seine Schwierigkeiten, seine Probleme, seine Krisen stehen plötzlich im Vordergrund und werden bedacht und mitunter auch
ansatzweise bewältigt bzw. geschickt verdrängt. Er erlebt sich spontan als Mitglied der Gruppe. Durch ein ihm bisher
unbekanntes Gruppenprogramm wird seine Neugierde weiter geschürt. Der gleiche Effekt läßt sich auch erreichen, wenn in der
Gruppe bestimmte ? für ihn bisher tabulsierte Themen und Verhaltensweisen angesprochen oder geübt werden (z. B. intime
Körperkontakte, Aggressionen oder Depressionen ausleben, "Schwarze Messen" mit "Opferungen" feiern ... )
Spätestens zu diesem Zeitpunkt beginnt das Drängen, der Gruppe beizutreten. Vor der zu treffenden Entscheidung werden nicht
selten die in jedem Menschen latent vorhandenen Ängste vor Krankheit, Einsamkeit und Katastrophen angefacht. Es kann aber
auch heißen: "wir haben viel für dich getan, was bringst du?" oder "Du hast dir hier viel herausgeholt, aber was tust du
rein?"
Die schöne Stimmung, die liebenswerten Menschen, die erlebte Geborgenheit oder die Angst vor Verlassenheit geben den
Ausschlag zur Bindung an die Gruppe. Es bleibt nur selten eine Bedenkzeit, Zweifel werden zerstreut. Die Falle schnappt zu,
oft erstaunlich schnell, verbunden mit Verpflichtungserklärungen oder Initiationsriten wie z. B. "Sannyas nehmen", "einen
spirituellen Namen annehmen", "ein Gelöbnis vor der versammelten Gruppe sprechen" oder "das persönliche Mantra empfangen".
Nach der positiven Entscheidung des Interessenten werden eine Fülle von neuen, leicht verständlichen Erkenntnissen
nachgeschoben, meist in Kombination mit intensiver Arbeit für die neue Gruppe. Oft bleibt nur wenig Zeit zu in Schlafen und
Essen. Das neue Mitglied oder der Anhänger steht auf der untersten Stufe in der Hierarchie und ist bereit, alles mitzumachen,
denn er will die Stufenleiter der allumfassenden Erkenntnis möglichst bald erklimmen.
Die sozialen Kontakte zu Partnern, Kindern, Freunden oder Verwandten außerhalb der Gemeinschaft verflachen, Studium und
Ausbildung werden oft kurzerhand abgebrochen. Der Alltag in der Gruppe und die Beschäftigung mit der Ideologie füllen den
Menschen voll aus. So wird die Kluft zwischen der Innenwelt der Gruppe und der Außenwelt immer tiefer.
So leicht, wie einerseits jemand in eine Sekte hineingelangt, so schwer und schmerzlich ist für ihn andererseits der
Ausstieg. Nach ersten Enttäuschungen über die Sekte, in der Regel dann, wenn die Anfangsbegeisterung verklungen ist, beginnt
eine Phase des Zweifelns, die häufig in den Wunsch zum Ausstieg mündet.
Diese Zweifel werden sowohl durch den Sektenalltag als auch durch Kenntnisse über die Hintergründe der strengen
Machthierarchie und die Machenschaften der Sektenführer genährt, welche keinen Widerspruch dulden. Sind diese Zweifel von
Dauer, so besteht die Chance, dass das Mitglied die Kluft zwischen dem Anspruch der Sekte auf Darbietung einer"heilen Welt"
einerseits und ihrer Wirklichkeit andererseits erkennt. Letztere ist oft durch reines materielles Gewinnstreben oder
fanatische Abgrenzung von der Außenwelt gekennzeichnet. Im Sektenmitglied kämpfen dann miteinander die übernommene, fest
gefügte Gedankenwelt der Sekte auf der einen und die Zweifel auf der anderen Seite. Je länger ein Mensch einer solchen
Gruppe angehört, um so schwieriger wird es für ihn, eine kritische Haltung dazu einzunehmen. Zu sehr ist man dann von den
Grundsätzen und Handlungsweisen der eigenen Sekte durchdrungen, zu sehr gegen die Anforderungen der komplizierten Außenwelt
unempfänglich geworden.
Erschwert wird der Ausstieg auch dadurch, dass die Selbständigkeit Einzelner in solchen Gruppen durch eine fest gefügte
Gehorsamsstruktur unterdrückt wird. Kritische Fragen werden nicht zugelassen oder als Auflehnung gegen die eigene Gruppe
dargestellt. Gelingt dennoch ein Ausstieg aus der Sekte, so sind häufig seelsorgerische Betreuung, psychologische Beratung
und manchmal sogar die Behandlung durch einen Arzt nötig.
Christliche Sekten sind in Deutschland z. T. als eingetragen Vereine ("e.V.") registriert, zusätzlich haben sie selbst oder
ihre Fördervereine sich meist vom Finanzamt für Körperschaften die "Gemeinnützigkeit" anerkennen lassen - ein zunächst rein
formaler Akt, der Übereinstimmung der Satzungsfomulierungen mit den entsprechenden steuerlichen Bestimmungen festlegt.
Zum Teil wurden christliche Sekten in den einzelnen Bundesländern von den jeweiligen Landesparlamenten oder
Landesregierungen die Rechte von Körperschaften und öffentlichen Rechts verliehen (Beispiel: Neuapostolische Kirche in allen
Bundesländern; Johannische Kirche in Berlin). Damit werden sie den großen Kirchen rechtlich gleichgestellt.
Sekten gibt es nun schon seit 100 Jahren. Seit dieser Zeit kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen der Kirche und
verschiedenen Sekten. Seit Ende der siebziger Jahre sind zu den alten Sekten neue dazugekommen: die Pseudosekten und die
Psychokulte. In mindestens jeder großen Stadt der Erde werben und arbeiten nicht nur Vertreter der klassischen großen
Weltreligionen, sondern auch deren Abspaltungen (Sekten ). Alle Sekten sind heute in einer unvergleichlichen Art tätig: sie
agieren nicht mehr lokal begrenzt, sondern flächendeckend. Sie ziehen ihre Mitarbeiter bevorzugt aus den Altersgruppen der
15 - 35jährigen. Ihre Weltanschauung bezieht sich nicht mehr nur auf die Religion, sondern auch auf die Wissenschaft,
Pädagogik, Medizin und Heilwesen, Kultur, Industrie und die Politik.
Berlin und Brandenburg sind seit langem schon die Hochburgen deutscher Sekten. Vor allem Berlin ist als Zentrum von
Jugendreligionen bekannt. Auch tummeln sich dort viele Psychosekten, die einen großen Anhang gefunden haben.
Unter dem Begriff Satanismus werden sehr oft verschiedene Kulte zusammengefaßt. Die verschiedenen Satanskulte werden wie folgt zusammengefaßt: