Das Menschenbild der Maya
Bevor wir etwas zum Menschenbild der Maya sagen, sollte man zuerst etwas über die Maya selbst sagen.
So stellt sich z. B. die Frage, woher die Maya überhaupt kamen. In den Büchern steht, daß der Versuch, die Halbinsel Yucatan
zu erobern, im Jahr 1528 begann. Der schwere Krieg der Maya führte erst 1542 zu einem Erfolg, als den Spaniern die
Unterwerfung des nordwestlichen Teiles der Halbinsel gelang. Bis 1697 gab es immer noch Regionen, in denen die Maya
unabhängig lebten.
Nun will ich noch etwas zu der politischen Organisation der Maya gesagt sein. Während man vor fünfzig Jahren für die
klassische Mayakultur die Bezeichnung "Altes Reich" gebrauchte, weiß man heute, daß es nie ein Mayareich gegeben hat. Das
Tiefland war zersplittert in voneinander unabhängige Polis ( Stadtstaaten ), die keiner Zentralgewalt hörig waren. Der alte
Glaube, daß die Maya ein weltfernes, nur an intellektuellen Problemen und Astronomie interessiertes Volk gewesen seien,
wurde in den letzten Jahren gründlich widerlegt. Die Inschriften berichten, daß Kriege gegen benachbarte Fürstentümer zu den
wichtigsten Unternehmungen von Herrschern gehörten. Eine andere Form der Außenpolitik waren Heiratsallianzen, in denen
Fürstenfamilien ihre Söhne und Töchter in benachbarte Dynastien einheiraten ließen. Durch solche Allianzen gewannen auch
Frauen große Bedeutung in der Politik.
Raum- und Zeitvorstellung der Maya
Die Maya hatten die Welt räumlich in 13 obere (Himmel) Sphären unterteilt und in 9 untere (Unterwelt). Die Erde nahm dabei
den glorreichen ersten (den untersten) Platz in der himmlischen Sphäre ein. Jeder Schicht war ein zuständiger Gott zugeteilt,
der in dieser Sphäre herrschte. Die Maya stellten sich die Erde als ein großes flaches Viereck vor, wobei jedem Eckpunkt
einer Himmelsrichtung und einer Farbe zugeteilt war. Der Himmel über der Erde bestand aus vielen Schichten, die jeweils an
vier Ecken von sogenannten Bacabs, den himmelstützenden Göttern gehalten wurden.
Die Vorstellung der Zeit war ebenfalls anders als bei uns, weil nach der Vorstellung der Maya alles zyklisch ablief. Es war
so, daß jeweils eine Periode oder ein Weltzeitalter in der Vergangenheit mit einem "Weltuntergang" beendet wurde und danach
eine neue Periode kam. Die Maya glaubten, daß auch ihre Periode auf einen solchen ziemlich nahen Weltuntergang zulief, was
in Malereien mit Sintfluten und großen Bränden ausgedrückt wurde. Dieser Weltuntergang sollte nach unserer Zeitrechnung am
24.12.2011 stattfinden, übrigens wurde diese Welt im Jahre 3113 v. Chr. geschaffen worden. Sie glaubten, daß sich die
Unterwelten mit einem himmlischen Gott, dem Himmelsdrachen, verbünden und gemeinsam peten (die Erde) zerstören würden.
Außerdem meinten sie, daß, wie bei unserer Religion, am Ende einer Periode, alle Lebenden und Toten von einem allgemeinen
Gericht gerichtet werden, wobei auch der Himmel und die Erde anfangen würde zu brennen.
Der Glaube der Maya
Und damit sind wir dann auch beim Thema der Aufgabe und des Schicksals des Menschen nach dem Maya- Glaube.
In dem Schöpfungsbericht der Maya, dem Popol Vuh, steht deutlich, daß der Mensch die Aufgabe hat den Göttern für seine
Schöpfung zu Danken. Das wird sehr klar, da die Götter mehrere Versuche brauchten um einen ihnen geeigneten Menschen zu
machen, der denken, wissen, sprechen (zum Danken), malen und Bildhauern (zum Formen von Götterbildern) und sich ordentlich
fortbewegen kann, außerdem mußte er Vernunft besitzen.
Das Ballspiel der Maya kommt von dessen Vorbild aus der Unterwelt und soll die Maya vor großen Gefahren schützen und zur
Sicherung der derzeitigen Lebensumstände dienen.
In diesem Zusammenhang ist auch das Menschenopfer nicht unwichtig, da es im Popol Vuh auch heißt, daß der Mensch die Götter
ernähren muß. Allerdings steht nicht dabei wie, so daß die Maya am Anfang gar keine sakrale Menschenopferung kannten. Etwas
anderes war es jedoch, wenn das ein oder andere mal ein Diener als Grabbeilage für seinen verstorbenen Herrn geopfert wurde,
um ihm auch im Jenseits dienen zu können. Das sakrale Menschenopfer durch aufschneiden der Brust und herausreißen des
Herzens übernahmen die Maya erst später im sogenannten neuen Reich von den Azteken und Tolteken. Es gab jedoch eine lokale
Ausnahme um den Brunnen Chichén Itzá, wo man Menschen ertränkte um den Regengott Chac freundlich zu stimmen.
Aber auch das hielt sich in Grenzen und beschränkte sich auf die Notzeiten. Gewöhnlich wurden Blumen, Früchte und Tiere
geopfert.
Es gab oft eine große Zahl ritueller Tänze mit vielen Teilnehmern, allerdings nach dem Geschlecht getrennt. Die Maya kannten
aber keinen normalen Tanz, der nur zur Unterhaltung getanzt wurde.
Es gab auch noch eine Übereinstimmung zum Christentum, und zwar hatten die Maya auch Wallfahrten eingeführt, die immer zu
zentralen Heiligtümern unternommen wurden. Meistens erwartete man dann auch einen Orakelspruch von dem dort zuständigen
Priester (selbst die Götter fragten vor dem zweiten Versuch, den Mensch zu erschaffen, ein Orakel).
Die Priester der Maya
Die Priester im Mayareich waren als Vermittler zwischen den Göttern und den Menschen sehr einflußreich. Im allgemeinen wurden
die Priester mit ahkin bezeichnet, was soviel bedeutet wie "der von der Sonne". An der Spitze aller Priester stand der Hohe
Priester, welcher sich in den Wissenschaften und in Verwaltungsangelegenheiten eine erfahrene Persönlichkeit gewesen sein
mußte. Er trug daher den Titel ahaucan, was soviel wie "Schlangenfürst" heißt. Er beaufsichtigte die Priesterschüler bei
ihren Studien, delegierte ausgebildete Geistliche an die Städte und kontrollierte sie. Außerdem hat er die wirtschaftliche
Verwaltung der Tempelbezirke übernommen. Der Hohe Priester nahm nur ganz selten, zu großen Festen, spezielle kultische
Aufgaben war, aber er hat auf keinen Fall irgendein sakrales Menschenopfer vollzogen. Wenn der Oberpriester, wie der Hohe
Priester auch genannt wird, nicht selbst an der weltlichen Macht war, so war er wenigstens ein Berater des Herrschers.
Meistens war er aber ohnehin der alleinige Herrscher, woher er sich auch auf die Politik verstehen mußte. Dem Hohen Priester
wurde immer mit außerordentlicher Ehrerbietung begegnet.
Alle anderen Priesterklassen waren dem Hohen Priester unterstellt. Eine besondere Rolle spielte dabei auch die Klasse der
chilan, was "Mundstück, Sprachrohr oder Dolmetscher" bedeutet. Da es sich hierbei aber um die Klasse der Orakelpriester
handelt, wird das Wort auch oft einfach nur mit "Sprachrohr der Götter" übersetzt. Sie dolmetschten und verkündeten den
Willen der Götter.
Man erkennt die Einstellung der Maya zum Menschenopfer auch daran, daß die Priesterklasse, die die sakralen Menschenopfer vollzog, die unterste Priesterklasse, die macom-Priesterklasse war.
In der Mayareligion gab es auch den Glauben an ein unendliches Fortleben der menschlichen Seele, wobei die Rangordnung von den ethischen Qualifikationen im vorangegangenen irdischem Leben abhängig war, das entnimmt man zumindest dem Zeugnis Landa (vielleicht vorlesen: Die Religionen der Azteken, Maya und Inka, S.100 Mitte). Dieser Glauben hat sich allerdings im Laufe der Zeit unter dem Einfluß der Azteken und Tolteken geändert, so daß sie später auch an privilegierte Todesarten glaubten.
Sprache und Bevölkerung
Man muß sagen, daß es fünfzehn Maya - Sprachen oder Hauptdialekte, von denen noch immer einige gesprochen werden, gibt. Ebenfalls gibt es noch zwei weitere, die erst in jüngster Zeit erloschen sind / oder nicht mehr gesprochen werden. Mehrere von ihnen haben Untergruppen entwickelt, die ineinander übergehen. Einige Maya- Sprachen sind enger miteinander verwandt als das Spanische mit dem Portugiesischen; andere wiederum stehen in etwa dem gleichen Verhältnis wie das Französische zum Italienischen. Dennoch ist es möglich, zwei Maya- Sprachen zu unterscheiden; man teilt sie in Hochlandsprachen und Tieflandsprachen. Im Nordgebiet und im nördlichen Teil des Zentralgebietes wird nur Yucatekisch (Maya genannt) gesprochen. Südwestlich und südöstlich dieser Region wurden einst Chontal und Mopan gesprochen. Hinter der Südgrenze des Zentralgebiets war Chontal, zwei Zweige des Chol, und dem Copan verbreitet. Im östlichen Gebiet begegnen wir dem Tzotzil, dem Tzeltal, dem Chaneabal und dem Chuh. Alle, außer der letzteren Sprache, sind eng miteinander verwandt. Wenn man von Yucatan in Richtung Süden kreist, so kann man einen graduellen und gleichmäßigen Übergang vom Yucatekischen zum Tzotzil feststellen.
Ein typischer Tagesablauf eines Maya
Für Ix Zubin beginnt der Tag um kurz vor vier Uhr morgens. Nachdem sie schnell ihr morgendliche Waschung vorgenommen hatte,
kauerte sie sich nieder, um in die Asche des gestrigen Feuers zu blasen, damit seine Flammen den Raum erhellten. Dann trug
sie einen schweren Krug vor die Tür und goß seinen Inhalt - Mais, Kalk und Wasser - in ein Sieb, das aus einem mit Löchern
versehenem Kürbis bestand. Sie war nicht als einzige bei der Arbeit. Im ganzen Weiher schimmerte das Licht von Feuern
zwischen den Stangen der Hüttenwände hindurch und das "Krick- Krick" des Reibsteins bezeugte, daß sie nicht früher als ihre
Nachbarinnen aufgestanden war. Dann hockte sie sich vor einem glatten Holzblock nieder, nahm etwas von dem feuchten Teig
und begann ihn auf dem flachen Stein auszubreiten. Die Geräusche des Klopfens und Knisterns waren für ihren Mann, Cuc, die
Zeichen aufzustehen. Er nahm sein Rauchgefäß und etwas Kopalweihrauch, der sorgfältig in Maisblätter eingerollt war. Dann
beugte er sich zum Feuer vor, nahm ein glühendes Holzstück und legte es in das Rauchgefäß. Dann trat er vor die Hütte,
setzte das Rauchgefäß auf den Boden und hockte hinter ihm nieder. Jetzt betete er zur Sonne, zum Morgenstern und zu Ah Ceh,
dem Jagdgott, daß sein Jagen erfolgreich sein würde. Während er betete, ließ er Kopalstücke auf die glühende Asche fallen
und sagte den Göttern dies sei ein Geschenk. Danach ging er in seine Hütte und begann sein Frühstück. Cuc setzte sich auf
einen niedrigen, aus einem Holzstamm geschnitzten Hocker und schöpfte mit einer heißen, zu einem Löffel gerollten Tortilla
einige Bohnen aus dem Topf, nachdem er etwas Chili darauf gestreut hatte. Bis jetzt war kein Wort gewechselt worden, die
Sitte gebot, daß der Mann als erster sprach; doch schließlich fing Ix Zubin an zu sprechen und sagte, daß sie von Schlangen
geträumt hatte. Nachdem Cuc sein Frühstück beendet hatte, nahm er Bogen, Pfeile, Köcher, Tragband und Netztasche und ging
hinüber zur Hütte seines Schwiegervaters. Nun gingen beide gemeinsam auf die Jagd. Kurz nach ein Uhr kam Ix Zubin zur
Lagerstelle ihres Mannes, um Feuerholz zu holen. Die Männer arbeiteten bis zum späten Nachmittag und kehrten dann mit ihrem
Fang, dem Reh, in das Dorf zurück. Im Dorf angekommen, nahm Cuc sein Horn, setzte es seitlich an seinen Mund und weckte das
Echo der Hügel durch eine Folge langer, tiefer Töne. Wer diesen Ruf einer erfolgreichen Jagd hörte, ging zu der Hütte, wo
jede Familie ein Stück Fleisch erhielt. Eine Keule wurde dem Dorfpriester oder dem Medizinmann geschickt oder halt einem
wichtigen Mann. Danach badete Cuc im Fluß, wechselte sein Lendentuch und war um Fünf Uhr bereit für sein Abendessen. Es gab
natürlich das erbeutete Rehfleisch. Cuc aß allein während Ix Zubin bediente, wie es sich für jede Ehefrau schickte. Als er
sein Abendessen beendet hatte, begab er sich auf einen kleinen Bummel durch den Weiler. Seine Frau, die nun ihr Mahl zu
sich nahm, blieb zurück. Er ging zur Gemeindehütte, in der die Dorfältesten einen Rechtsfall untersuchten. Doch hier blieb
er nicht sehr lange. Er machte sich nach einiger Zeit wieder auf den Weg zu seiner Hütte, wo seine Frau schon auf ihn
wartete. Gegen 20:00 Uhr war es dann Zeit schlafen zu gehen, da man ja am nächsten Morgen wieder früh aufstehen mußte.
Ein sehr eintöniger und langweiliger Tag aus heutiger Sicht gesehen.
Die Moralgesetze der Maya
Die Maya hatten einige Moralgesetze, die aber wahrscheinlich nicht aus Tierliebhaberei oder so etwas entstanden, sondern einfach aus dem Glauben, daß alles Lebende von den zu verehrenden Göttern kommt. So entschuldigt sich jeder Jäger bei dem erlegten Wild mit dem Wort otzilen, was bedeutet "Ich tat es aus Not". Da es zu ihrer Zeit auch Bettler gab, pflegten diese auch mit diesen Worten zu betteln, da es auch "Ich bin arm" heißt. Es war außerdem sehr verachtet eine große Anzahl von Tieren gleichzeitig zu erlegen, weil sich so der Bestand gar nicht erholen konnte. Die Maya hatten immer das bestreben zu allen Seiten gerecht zu sein und niemanden mit Vorurteilen und Vorteilen zu belegen, wobei auch die Götter einbezogen wurden. Die Maya entschuldigten sich so auch bei einem gerodeten Wald bei der Erde, bzw. dem Erdengott, weil man ihm sein Angesicht zerstört hatte.
Thesenblatt zum Referat über das Menschenbild der Maya