Die Situation innerhalb den Kirchen ist ähnlich konfus wie die Situation der Gesellschaft, was auch nicht schwer zu verstehen ist. Pfarrer und Bischöfe sind auch nur Menschen und als solche haben sie Meinungen uns sind auch beeinflußbar. Auch an ihnen geht die Propaganda des NS-Regimes nicht vorbei. So ist die Kirche schon vor der Machtübertragung an Hitler gespalten, nicht nur in katholisch und evangelisch, sondern innerhalb der Kirchen haben sich schon Untergruppen gebildet.
In der evangelischen Kirche gibt es so z.B. die "Deutschen Christen", eine pro NS
nationalsozialistische Gruppe von Pfarrern. Es herrschte eine ziemliche Verwirrung unter den
Gemeindegliedern, denn diese eben erwähnte Gruppe hatte schon im November 1932 in Preußen 1/3 der
Sitze in den Gemeinden gewannen. Allerdings waren nur etwa 20 % der Pfarrer Mitglieder in dieser
Gruppierung, dafür aber gab es mehr Befürworter unter den Gemeindegliedern. Außerdem sollte das
komplizierte System aus 29 Landeskirchen in eine Reichskirche mit einem Reichsbischof an der Spitze
aufgehen.
Am 23. Juli 1933 mußte die evangelische Kirche eine weitere, von der NSDAP erzwungene, Kirchenwahl
durchführen, wobei die "Deutschen Christen" etwa 70 % der Stimmen gewannen. Diese Gruppe brachte
nun auch den "Arier - Paragraphen" in der Kirche zur Diskussion und setzte diesen dann schließlich
durch, sodaß nach der Gültigkeit dieses Paragraphen, kein nichtarischer Pfarrer mehr seinen Dienst
tun durfte. Es wurden auch diejenigen Pfarrer ausgeschlossen, die eine nichtarische Frau hatten.
Einige heute prominente Pfarrer richteten sich gegen diesen Beschluß, so u.a. Martin Niemöller und
Dietrich Bonhoeffer.
Niemöller gründete daraufhin den Pfarrer Notbund, dem dann 6000 Pfarrer beitraten und sich gegen
den Arier - Paragraphen aussprachen.
In der Judenfrage blieb die evangelische Kirche unentschlossen und gespalten, sodaß nur einzelne
Leute en Juden halfen.
Im Jahr 1934 stellte Hitler nun den Reichsbischoff Müller an die Spitze der nun neu zu
organisierenden evangelischen Kirche, wobei die "Deutschen Christen" weitgehend ihre Vorstellungen
durchsetzen wollten. Als Antwort darauf bildete sich aus dem Pfarrernotbund die "Bekennende Kirche".
In deren ersten Synode, der Erkenntnissynode in Barmen, welche sich gegen die Vorstellungen der
"Deutschen Christen" wendet, z.B. deren Glaubensbekenntnis, siehe unten. Die einzelnen Gemeinden
wurden aufgefordert der neuen, eilig und vorläufig aufgestellten, Kirchenleitung der "Bekennenden
Kirche" zu folgen. Einige der Mitglieder der evangelischen Kirche konnten sich nicht zu einem Bruch
mit dem Staat entschließen, da die Kirche aus Tradition zu der jeweiligen Regierung hielt, so
blieb die Kirche aber gespalten.
Immer wieder werden Mitglieder und Pfarrer der "Bekennenden Kirche" verfolgt und vor Gericht gestellt, bzw. sofort in Konzentrationslager eingeliefert.
Dietrich Bonhoeffer wurde als Mitglied der "Bekennenden Kirche" einmal gefragt, ob er es
verantworten könne an den Plänen zur gewaltsamen Beseitigung Hitlers mitzuwirken, antwortete er mit
einer Art Gleichnis:
"Wenn ein Betrunkener mit seinem Auto über den Kurfürstendamm rast und auf den Bürgersteig gerät,
kann es doch nicht meine, des Pfarrers erste oder einzige Aufgabe sein, die Opfer des Wahnsinnigen
zu beerdigen und die Angehörigen zu trösten, sondern dem Betrunkenen das Steuer zu entreißen."
Dietrich Bonhoeffer wurde kurz vor Ende des Krieges am 9. April durch den Strang in Flossenbürg
getötet. Er war und ist ein sehr bedeutender Theologe im Bereich der evangelischen Kirche.
Zunächst hatte die katholische Kirche vor der Machtübergabe an Hitler dessen Lehre verurteilt, ja
sogar ihren Gläubigen die Zugehörigkeit zur NSDAP untersagt. Direkt nach der Machtübergabe an
Hitler jedoch, wendete sich das Blatt und der Vatikan schloß am 22. Juli 1933 nach einigen
Zusicherungen Hitlers sogar ein Konkordat mit Hitler. In diesem Staatsvertrag wurden zunächst die
Rechte der Kirche, z.B. auf eigene unabhängige Jugendarbeit oder auf eigenen unabhängigen
Religionsunterricht bestätigt. Dafür mußte der Vatikan seinen deutschen Priestern jegliche
parteipolitische Betätigung verbieten. Durch diesen Vertrag und die Tatsache, dass die Bischöfe
plötzlich ihr Wirken gegen die NSDAP, Hitler und deren Ideologien einstellten, verwirrten die
Gemeindeglieder und führten dazu, dass kein Widerstand stattfand, bzw. wenn keine Organisation
desselben möglich war.
Das Konkordat brachte für Hitler nicht nur innenpolitische Vorteil, sondern es sicherte ihm einige
Anerkennung aus dem Ausland, denn es war der erste Staatsvertrag, seitdem der Nationalsozialismus
in die Regierung eingezogen war.
Die meisten Bischöfe erkannten erst später, so um 1936/37, dass Hitler weiter gegen die Kirche
vorgehen wollte, so dass sie sich nun öffentlich gegen ihn aussprachen. Das mag auch an Äußerungen
ähnlich der folgenden gelegen haben:
"Die Partei erhebt den Totalitätsanspruch auf die Seele des deutschen Volkes. Sie kann und wird es nicht dulden, daß eine andere Partei oder Weltanschauung in Deutschland herrscht. Wir glauben nun einmal, daß das deutsche Volk allein durch den Nationalsozialismus ewig selig werden kann."
Als Folge von dem andauernden Brechen des Konkordats der deutschen Regierung verfaßte Papst Pius der XI 1937 eine Enzyklika, also eine Erklärung, (Mit brennender Sorge ...), die von jeder katholischen Kanzel in Deutschland verlesen wurde und sich gegen Hitler richtete. Sie verurteilte die Verfolgung und Behinderung von kirchlicher Arbeit der Priester. Außerdem wird erklärt, dass die nationalsozialistische Ideologie nicht mit dem katholischen Glaube vereinbar sei. Einigen Priestern widerfuhr dasselbe wie den Kollegen von der Bekennenden Kirche. Verhaftung, Urteil oder Verschleppung.Beide große Kirchen protestierten stark gegen das Töten von Behinderten Menschen, darauf wurde die "Euthanasie" offiziell eingestellt, aber inoffiziell wurden bis zum Ende des Krieges Behinderte aufgrund ihrer Krankheiten getötet, da ihr Leben als nicht lebenswert eingestuft wurde. Allerdings haben sich beide Großkirchen bei der Judenfrage bedeckt gehalten, was vielleicht daran liegen mag, dass Judenhass in Europa schon Tradition hatte. Nur einzeln wurde gegen Judendiskriminierung vorgegangen und jüdischen Opfern geholfen.
Ein sehr wichtiger Teil des Nationalsozialismus ist die (Aus-) Bildung der Jugend. Sie soll zu
Kämpfern und Kriegern werden und dafür stark geschickt und ausdauernd sein und natürlich ganz
wichtig, absolut linientreu und hitlerergeben.
Da besteht ein weiterer Konfliktpunkt zwischen den Kirchen und dem Staat. Die vielen Jugendgruppen
der Kirchen stören die Arbeit der HJ, des BDM, außerdem ist der Religionsunterricht nicht genug
führerbezogen. So wird ersteinmal der freie Religionsunterricht den Kirchen zugestanden, dann aber
doch später wieder abgeschafft. Nach der Machtübernahme Hitlers geraten die HJ und die
Jugendorganisationen immer wieder aneinander. Zuerst werden die kirchlichen Mitglieder nur
verspottet und mündlich niedergemacht, dann werden ihre Lager und Versammlungsräume immer öfter
Ziel der gezielt geplanten Anschläger der HJ, die von ganz ober befohlen worden waren, dass ging
soweit, dass die bewaffnete HJ, unterstützt von der Gestapo Angriffe auf Lager durchführte.
Letztendlich wurden diese Bünde mit den Pfadfindern und anderen freien Gruppen geschlossen in die
HJ eingebracht, wobei einige versucht haben die ursprünglichen Ideologien in der Hitlerjugend
weiter zu verbreiten, aber erfolglos.